Huch – jetzt habe ich doch tatsächlich 2 Jahre keinen Blog Artikel mehr geschrieben! Eigentlich wollte ich jetzt einfach mit dem nächsten Thema weitermachen, als sei dazwischen nichts geschehen. Aber wenn die Zäsur nun einmal da ist, kann ich auch gleich drüber schreiben. Oder was meint ihr? Was sind also, rückbetrachtet, die Gründe für diese lange Pause?
Da war der Corona-Schock.
Klar, damit ging es los. Ich hatte gerade ein halbes Jahr mit der Vollzeit-Selbständigkeit gestartet, da ging’s auch schon in den ersten Lockdown. Überall um mich herum saß der Schock tief: Berater*innen, Trainer*innen und Dozent*innen, für die Online-Formate vorher kein Thema waren, brauchten Hilfe. Und da ich schon viel Erfahrung mit der Konzeption und Durchführung von diversen Online-Formaten (Webinare, Live-Online-Trainings, Blended Learning Angebote) hatte, ging alles ganz schnell: Ich bastelte binnen drei Tagen ein kleines Test-Format und vertickte es via EventBrite. Zuerst noch per Adobe Connect für diejenigen, die gern viel vorbereiten, damit dann alles auf Knopfdruck funktioniert. Später dann zunehmend per Zoom, WebEx und so weiter – immer verpackt in kleine Einheiten. Das Schöne an diesen Kurzformaten war: Es ließ sich mit der Kinderbetreuung vereinbaren, denn die Kita war ja auch zu. Nicht nur bei mir, auch bei meinen Kund*innen. Dazwischen für 2 bis 4 Stunden mal ein Webinar und fürs Kind eine heruntergeladene Netflix-Folge, das kriegt jede*r irgendwie hin. Das lief dann schnell an und sprach sich etwas rum, so dass daraus weitere Aufträge entstanden.
Da war die “Train-the-Trainer am Fließband”-Phase.
Parallel zur Kinderbetreuung waren die Train-the-Trainer-Angebote für alle, die ihre Trainings, Workshops, Vorlesungen oder Beratungsangebote möglichst interaktiv online gestalten wollten, mein neuer Alltag. Ich habe Lehrer*innen weitergebildet. Geholfen, Beratungsangebote für Angehörige von Menschen in Pflege zu digitalisieren. Eine Fachhochschule unterstützt, ihre Vorlesungen auf online und hybrid umzustellen. Mehreren Beratungsagenturen einen Überblick über aktivierende Online-Methoden vermittelt. Für zwei Studieninstitute regelmäßig die eigenen Dozent*innen in Sachen Onlinedidaktik und -methodik fortgebildet.
Dann kam die “Wir trauen uns jetzt auch online an unserer Kultur zu arbeiten”-Zeit.
Ich habe den Digitalbereich einer regionalen Tageszeitung beim Arbeiten mit OKRs begleitet, hauptsächlich durch online moderierte Plannings, Reviews und Retrospektiven. Einen Teamentwicklungsprozess in einer sozialen Einrichtung begleitet. Eine Hand voll Führungskräfte über mehrere Monate hinweg online sowie spaziergehend im Wald gecoacht. Online AdA Seminare (“Ausbildung der Ausbilder*innen”) für eine Kommune übernommen. Führungs- und Kommunikationstrainings mit praktischen und spaßigen Simulationen online durchgeführt. Hybride Veranstaltungen moderiert. Die Zeit flog nur so dahin.
Die viereckigen Augen, der Bandscheibenvorfall und der hochfahrbare Schreibtisch.
Im Nachhinein schien es naheliegend: Wenn man statt Trainingsräume zu durchschreiten, mit den Leuten viel in Bewegung zu sein und herumzuhüpfen nun plötzlich nur noch am Bildschirm klebt, weil man ja alle Teilnehmer*innen im Blick haben und nebenbei das interaktive Whiteboard bedienen muss, meldet sich irgendwann der Körper. Bei mir: Die Bandscheibe. Nach einer Zeit des liegenden Arbeitens gönnte ich mir also doch einen hochfahrbaren Schreibtisch, ein paar Airpods und tolles Licht. Und viel Physio. Und begann mit einer Sportart, die ich mir eigentlich für den Renteneintritt aufheben wollte: Nordic Walking. Inzwischen hilft es, und zum hochfahrbaren Schreibtisch sind dieses Jahr doch noch ein riesiger Curved Monitor und eine bessere, externe WebCam hinzugekommen. So kann ich mittlerweile auch in Online Settings deutlich mehr Bewegung einbauen.
Social Media wurde mehr konsumiert als “bespielt”.
War ich mit all den online Arbeiten fertig, wollte ich zum einen nichts mehr am Rechner machen. Lieber in den Wald gehen oder irgendwas mit Augen zu. Social Media empfand ich zudem als anstrengend: LinkedIn entwickelte sich zur Storytelling-Hölle (“3 Dinge, die ich über Führung gelernt habe, als ich neulich ganz altruistisch einer alten Dame die Einkäufe über die Straße trug”), Instagram war voll mit Selfcare-Tipps (“Schreib endlich dein Dankbarkeits-Tagebuch, du faules Stück!”) und was noch viel schlimmer war: Ich hatte gefühlt nichts zu schreiben. Es fühlte sich alles nicht nach einer relevanten Erfahrung an, von der irgendjemand etwas hat. Also machte ich erstmal Pause.
Plötzlich schwierig: Wie hat man als Selbständige zu bloggen?
innen hui war ja früher™ einfach nur ein Blog, mit dem ich meine Erfahrungen aus der internen Unternehmens-Sicht reflektieren konnte: Ich hatte etwas ausprobiert oder gelernt und habe es aufgeschrieben. Daraufhin habe ich Feedbacks oder Fragen erhalten und daraus entstanden weitere Ideen und so weiter. Ich musste mir keine großen strategischen Gedanken machen. Plötzlich war das irgendwie anders, ich bekam andere Ratschläge: Mach dir Gedanken über die richtigen Key Words. Schließe jeden Artikel mit einem Call to Act ab. Verlinke direkt zu Angeboten und sieh zu, dass das konvertiert. Mach einen Redaktionsplan. Achja, und biete trotzdem einen Mehrwert. Das alles hörte sich irgendwie sinnvoll an, aber hat mich auch ziemlich verunsichert – denn ich konnte in dieser ganzen Corona-Phase die wichtigste Frage nicht mehr beantworten: Welche Themen will ich eigentlich am meisten bedienen? Hätte ich mit den ganzen Online-Formaten nicht so viel zu tun gehabt, vielleicht hätte ich mir dann dazu mehr Gedanken gemacht? Wer weiß. Hätte, hätte, Fahrradkette. Heute kann ich jedenfalls sagen: Ich bin froh und stolz, das alles so hingekriegt zu haben und dabei auch Zeit für mein Kind gehabt zu haben. Und inzwischen ist auch klar, dass online- und offline-Angebote sich weiterhin abwechseln werden, wenn es um Kulturentwicklung für Organisationen geht.
Mehrwert weiterhin vor Sales-Sprech.
Manchmal braucht es ja eine Pause um zu wissen, wie man etwas (nicht) machen will. Ich weiß nun, dass es hier nicht auf einmal von Verkaufstexten wimmeln soll. Ich habe mir überlegt, dass ich weiterhin über die Themen schreiben möchte, zu denen ich Können, Wissen und Erfahrung gesammelt habe oder mit denen ich mich gerade beschäftige. Und das bestenfalls so, dass man als Leser*in etwas davon hat. Wenn ich dazu etwas Passendes anzubieten habe, schreibe ich es dazu bzw. werde es verlinken. Und es würde mich sehr freuen, wenn ihr mir zurückmeldet, ob das für euch so passt oder nicht. Ich bin immer offen für ‘nen Kommentar oder ‘ne gute, alte Mail! In den meisten Fällen wird es aber – so hoffe ich sehr – wieder so sein, dass indirekte Verbindungen entstehen, sei es durch Feedbacks, Anfragen für Aufträge oder Gastbeiträge oder oder oder. Ich bin gespannt und freue mich drauf!
Keine Versprechen, nirgends.
Ob ich jetzt wieder regelmäßig blogge? Ich habe es vor. Allerdings möchte ich mir vorbehalten, eine Pause zu machen, wenn ich sie brauche. Deshalb an dieser Stelle ein verbindliches: Schau’n mer mal! 😉
1. Mai 2022, 16:35
Schön, wieder von Dir zu lesen!
1. Mai 2022, 17:43
Danke! 🙂